Der Glasveredler
Johann Joseph Mildner zu Gutenbrunn

Dass der malerische Ort Gutenbrunn im südwestlichen Waldviertel einst den Hauch herrschaftlichen Flairs spüren sollte, geht nicht zuletzt auf den weltweit bekannten Glaskünstler Johann Joseph Mildner (1765 – 1808) zurück, dessen Sternstunden untrennbar mit dem Namen seines kunstverständigen Mäzens Joseph Edler von Fürnberg (1742 – 1799) verbunden waren. Wie in einem Koordinatensystem, in dem sich die Lebenswege zweier seelenverwandter Charaktere zufällig überschneiden, kam es bei diesem Zusammentreffen eines spürsinnigen Großindustriellen mit innovativen Ideen und einem herausragenden Künstler zu einer kongenialen Partnerschaft, aus der sich das Genie des Glasveredlers der wirtschaftlichen Unabhängigkeit wegen frei entwickeln konnte. Ohne die außergewöhnliche Kunstfertigkeit seines begnadeten Schützlings Mildner, die mit einmaligem handwerklichen Geschick einherging, das sich auf das Erbe einer böhmischen Glasschleiferdynastie stützen durfte, wäre Fürnberg vermutlich die Verwirklichung manch genialer Projekte nicht so ohne weiteres gelungen…

Johann Joseph Mildner:
Joseph Edler von Fürnberg (1742 – 1799), Gutenbrunn 1791,
2007 um € 42.000 (!)  bei Dr. Fischers Kunstauktionen in Heilbronn verkauft

Leseprobe:

1779

…In diesem Jahr musste der letzte Glashüttenmeister von Rochlitz zusperren. Für meinen Vater war dies ein schwerer Schlag. Deshalb nahm der Hochwürden im Dorf, Zacharias Hieronymus Schubert, meinen Vater nach der Sonntagsmesse einmal beiseite und sagte: „Johann Franz, du bist jetzt erst 40 Jahre alt und mit Anna Rosina bereits seit fast 20 Jahren verheiratet. Neun Kinder habt ihr schon miteinander. Den Johannes, den Franz, den Johann Josef, den Hans Franz, den Anton, die Elisabeth, die Anna Rosina, die Apollonia und den kleinen Johannes, der erst letzten Oktober zur Welt gekommen ist. Und jetzt ist Deine Rosina schon wieder hohen Leibes. Dass Ihr so fruchtbar seid,  ist eine große Gnade. Doch wer weiß, wie viele Du noch zeugen wirst? Wie willst Du die alle in Zukunft ernähren? Drei Deiner Söhne mussten schon in die Herrschaft Bělohrad abwandern, weil sie hier keine Arbeit mehr fanden. Ich rate Dir: Such’ dir für deine restliche Familie auch einen anderen Landstrich. Hier kommst du noch um vor Sorgen. Deine Kinder haben in Rochlitz keine Zukunft mehr. Den Begabtesten aber, den Johann Joseph, lass’ da. Der ist vernünftig genug, der hält das karge Leben aus und soll vielleicht sogar einmal ins Schlesische hinauf. Der sei ein großes Talent, hab’ ich mir sagen lassen….